Biologische Station im Kreis Wesel e.V.

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Von Spinnern, Spannern und Schwärmern

Aus der faszinierenden Welt der nachtaktiven Schmetterlinge

Jeder der einmal damit anfängt, sich mit den Schmetterlingen der Nacht zu beschäftigen, wird schnell gebannt sein von der überraschenden Formen – und Farbenvielfalt unserer einheimischen Nachtfalter. Um das zu illustrieren, soll nachfolgend eine kleine Auswahl besonders attraktiver Arten kurz vorgestellt werden.

Foto: GelbspannerÜberall, wo Weißdornsträucher in der Nähe wachsen, kann man den Gelbspanner (Opisthograptis luteolata) finden, der zwischen April und Oktober zwei Generationen bildet. Wie die meisten Nachtschmetterlinge wird er von künstlichen Lichtquellen angelockt. Seine knallgelbe Färbung ist eher untypisch für einen Nachtfalter, doch verhilft sie ihm zu einer guten Tarnung, wenn er tagsüber im Laub der Vegetation ruht.

Foto: NachtschwalbenschwanzEin weiterer besonders hübscher Vertreter der Spannerfamilie (Geometridae) ist der Nachtschwalbenschwanz (Ourapteryx sambucaria), auch Holunderspanner genannt. Der große Falter mit den zwei Schwänzchen ist auch im besiedelten Bereich vergleichsweise häufig und auch ihm kann man an künstlichen Lichtquellen zwischen Mitte Juni und Ende Juli recht häufig begegnen.

Foto: MondvogelDie spektakulärste Art unter den heimischen Zahnspinnern (Familie Notodontidae) ist sicherlich der Mondvogel (Phalera bucephala), der in seiner typischen Ruhehaltung mit um den Körper gelegten Flügeln einem abgebrochenen Ästchen gleicht. Ihm kann man zwischen Mai und Oktober begegnen.

Foto: Rotes OrdensbandAb dem Hochsommer fliegen die Ordensbänder, wobei man bei uns am häufigsten dem Roten Ordensband (Catocala nupta) begegnen wird. Die Falter beeindrucken schon durch ihre beachtliche Größe, doch erst wenn sie bei Gefahr ihre leuchtend rot gemusterten Hinterflügel präsentieren, zeigen sie ihre wahre Schönheit. Früher noch der Familie der Eulenfalter zugerechnet, zählt man sie heute zur Familie der Erebidae.

Foto: MessingeuleDoch auch unter den echten Eulenfaltern (Familie Noctuidae) gibt es einige wahre Schönheiten. Schon im Frühsommer kann man mit etwas Glück die Messingeule finden (Artenkomplex Diachrysia chrysitis/stenochrysis). Insbesondere frische Falter beeindrucken durch ihre metallglänzende Flügelzeichnung. Sie schwirren schon in der Abenddämmerung - zusammen mit den meist zahlreicheren Gammaeulen - um nektarreiche Blüten, doch zeigen sie ihre Pracht erst in der Ruhehaltung.

Foto: Grüne EicheneuleErst sehr spät im Jahr, vor allem im Monat Oktober, erscheint dagegen die wunderschön gefärbte Grüne Eicheneule (Griposia apriliana) auf der Bildfläche. Wie der Name schon andeutet, wird man sie bevorzugt in der Nähe von Eichenbäumen finden, an denen sich ihre Raupen entwickeln. Die Art ist relativ selten, fliegt aber dort, wo sie vorkommt, nicht selten auch an künstliche Lichtquellen.

Foto: Violett-GelbeuleEbenfalls eine typische Herbstart ist die Violett-Gelbeule (Xanthia togata), der man ab Mitte September bis Ende Oktober begegnen kann. Wie einige andere Arten ihrer engeren Verwandtschaft ist sie durch ihre Farbgebung im sich verfärbenden Herbstlaub bestens getarnt. Sie findet sich abends – vor allem in Waldnähe - regelmäßig an künstlichen Lichtquellen ein.

Foto: Mittlerer WeinschwärmerWenn man sich im Sommer im letzten Licht des Tages zu blühenden Geißblättern oder Phloxstauden begibt, so wird man mit einiger Wahrscheinlichkeit verschiedene Schwärmer bei der Nektaraufnahme beobachten können, doch fällt es im letzten Dämmerlicht oft schwer, mehr als nur ihre Silhouetten zu erkennen. Regelmäßige Blütenbesucher sind Kleiner- und Mittlerer Weinschwärmer, Kiefernschwärmer und der riesige Ligusterschwärmer. Die Pracht der Falter, hier der Mittlere Weinschwärmer (Deilephila elpenor), offenbart sich allerdings erst bei Tageslicht am ruhenden Tier.

Foto: Heller SichelflüglerEs sind nicht nur die Farben, die die Faszination der Nachtfalter ausmachen. Auch elegante Umrisse und filigrane Muster üben ihren Reiz aus, so etwa beim Hellen Sichelflügler (Drepana facataria), der bei uns in zwei Generationen zwischen Mai und September fliegt.

Foto: Achat-EulenspinnerEines der filigransten Flügelmuster unter den heimischen Nachtfaltern zeigt der ebenfalls zur Familie der Sichelflügler gehörende Achat-Eulenspinner (Habrosyne pyrithoides). Die Schönheit dieses Falters liegt im Detail. Man findet die Falter bei uns zwischen Juni und August gelegentlich an künstlichen Lichtquellen.

Angesichts dieser kleinen exemplarischen Auswahl sollte man erahnen, dass man den Nachtfaltern mehr als Unrecht tut, wenn man alles, was am Abend um die Außenbeleuchtungen schwirrt, geringschätzig als "graue Motten" abtut. Ein genauerer Blick offenbart oft wunderbare Formen, Farben und Muster. Auch wenn das natürlich nicht für alle der bisher knapp 540 im Kreis nachgewiesenen Nachtfalterarten zutrifft, so lohnt es sich doch auf jeden Fall, sich einmal mit dieser äußerst vielfältigen Insektengruppe zu beschäftigen.

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