Biologische Station im Kreis Wesel e.V.

Biologische Station im Kreis Wesel e.V.

Wir engagieren uns für die Natur.

Die Zielarten und -lebensräume

Unzählige Tier- und Pflanzenarten, von den kleinsten bodenlebenden Insekten bis zu mittelgroßen Säugetieren, von unscheinbaren Moosen bis zu viele Meter hohen Altbäumen sind im Orsoyer Rheinbogen zu Hause und besiedeln dort die für sie typischen Lebensräume.
Einige von ihnen sind selten und besonders geschützt und als Teil des europäischen Naturerbes Natura 2000 gelten für sie spezielle nationale und internationale Rechte. Sie repräsentieren ihren Lebensraum in herausragender Weise und eigenen sich gut als Indikatoren für dessen Zustand.
Will man für diese Arten etwas erreichen, muss man bei den Lebensbedingungen in ihren Habitaten ansetzen. Die hier vorgestellten Arten standen im Fokus der Maßnahmen unseres Life-Projektes. Von einer Verbesserung des Lebensraumes profitieren dann auch viele ihrer "Mitbewohner" im Orsoyer Rheinbogen!

Grünlandvögel

Foto: Kiebitze Foto: Wiesenpieper Foto: Rotschenkel
Foto: Uferschnepfe Foto: Kiebitz Foto: Kiebitz-Küken

Genauso wie Grünland nicht gleich Grünland ist, stellen die darauf lebenden Vögel unterschiedliche Bedürfnisse an ihren Lebensraum. Der unscheinbar braune Wiesenpieper (Anthus pratensis) fällt meist erst auf, wenn er singend vom Himmel trudelt. Tatsächlich lässt er sich wie ein kleiner Fallschirm langsam aus der Höhe zwischen die Halme sinken. Auch ein Zaunpfahl wird gerne als Singwarte genutzt. Sein Nest baut er auf dem Boden, deshalb muss das Grünland genügend Deckung bieten, ohne zu dicht oder zu hoch zu sein – schließlich muss die Beute noch erreichbar sein. Ein wenig feucht, extensiv genutzt und mit vielen Insekten, Spinnen und Schnecken soll es sein, damit dieser Singvogel sich wohl fühlt. Nachdem der Bestand in ganz Europa seit 1980 um fast zwei Drittel zurück gegangen ist, ist er auch in NRW nur noch lückenhaft verbreitet.
Anspruchsvolle Grünlandvögel sind der Rotschenkel (Tringa totanus) und die Uferschnepfe (Limosa limosa). Ihre spezielle Art der Nahrungssuche, nämlich das Stochern im Boden mit ihren langen, dünnen Schnäbeln, stellt besondere Erfordernisse an den Lebensraum. Hervorragend geeignet sind hier Blänken – vegetationsarme, zeitweise flach mit Wasser bespannte Mulden, deren Bodenschichten weich genug zum Stochern sind, ebenso wie Flachwasserbereiche. Der Neststandort dagegen sollte an trockenen Stellen mit etwas höherer Vegetation liegen. Ein gewisser Nährstoffgehalt sollte vorhanden sein, um ein reiches Bodenleben als Nahrungsgrundlage zu gewährleisten. Wurden die Eier erfolgreich ausgebrütet, beginnt der Nachwuchs als Nestflüchter sehr bald, unter Anleitung der Eltern nach Nahrung zu suchen. Jetzt ist niedrige, blütenreiche Vegetation gefragt, von der die Kleinen eifrig Insekten absammeln. Immer schwerer ist es diesen Vögeln in der Vergangenheit gefallen, einen solchen Lebensraum zu finden: Die europäischen Bestände beider Arten haben sich seit 1980 halbiert.
Obwohl ein solcher Rückgang auch beim Kiebitz (Vanellus vanellus) festgestellt wurde, ist er zur Zeit noch nicht so selten wie die beiden vorgenannten Arten. Noch kommt er flächendeckend im Tiefland von NRW vor, doch der Bestandstrend ist eindeutig negativ. Offene Flächen mit niedriger Vegetation geringen Deckungsgrades bevorzugt der Kiebitz zur Brut. Auf Grünland sind dies extensiv bewirtschaftete, feuchte Wiesen und Weiden mit geringem Nährstoffgehalt, auf denen die Gräser nur langsam wachsen. Die Kiebitzbalz im März/April ist ein sehenswertes Schauspiel. Die Paare schlagen in der Luft wahre Kapriolen umeinander und lassen dabei ihre unverwechselbaren Rufe ertönen.

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Wasservögel

Foto: Knäkente Foto: Löffelente Foto: Schnatterente

Wo flache Wasserflächen und das angrenzende Grünland ineinander übergehen, fühlen sich Vögel wohl, die man zunächst einmal gar nicht hier erwarten würde. Denn in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft sind auch ein paar Entenarten als Grünlandvögel zu bezeichnen. Zu den besonderen Kostbarkeiten dieser Vogelgruppe zählt zum Beispiel die Knäkente (Anas querquedula). Sie ist die einzige Gründelente, die sich nur im Sommer bei uns aufhält, denn zur Überwinterung zieht sie ins tropische Afrika. Flach überstaute Grünlandflächen, Blänken und flache Wiesentümpel wählt sie bei uns besonders gerne als Sommerlebensraum aus. Hier baut sie die gut versteckten Nester und findet im angrenzenden Flachwasser ihre Nahrung, die sowohl aus wirbellosen Kleintieren wie auch aus pflanzlicher Kost besteht.
Als Brutvogel nur unwesentlich häufiger als die Knäkente ist bei uns die Löffelente (Anas clypeata). Auch sie brütet gerne in nassem Grünland, an Blänken und Gräben und an nährstoffreichen Gewässern aller Art. Der auffällig breite Schnabel ist bestens dazu geeignet, Kleinlebewesen wie pflanzliches oder tierisches Plankton aus dem Wasser zu seihen.
Die Schnatterente (Anas strepera) ist ein relativ neuer Brutvogel am Niederrhein. Von Brutgebieten in den asiatischen Steppen ausgehend, hat sie ihr Brutareal in den letzten 200 Jahren nach Mitteleuropa ausgeweitet. Die ersten Bruten am Niederrhein fanden Anfang der 1980er Jahre statt und noch ist sie ein seltener Brutvogel bei uns. In feuchtem, extensiv bewirtschafteten Grünland baut sie ihr gut verstecktes Nest. Weil sie wie die Knäk- und die Löffelente damit erst relativ spät im Frühjahr beginnt, bergen frühe Mahdtermine für die Gelege aller drei Arten ein hohes Risiko.

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Amphibien

Foto: Kreuzkröte Foto: Laichschnüre einer Kröte Foto: Kammmolch

Ein schnurrendes Knarren, das vor allem in den Nachtstunden ertönt, verrät die Kreuzkröte (Bufo calamita), die als Pionierart besonders in den Auen, aber heute auch auf Industriebrachen weitab größerer Gewässer angetroffen werden kann. Flache Gewässer, sei es überstautes Grasland, flache Blänken oder wassergefüllte Wagenspuren, sind ihre bevorzugten Laichgewässer. Hier konzentrieren sich oftmals viele Tiere auf kleiner Fläche. Die kurze Entwicklungszeit der Quappen ermöglicht eine erfolgreiche Fortpflanzung in den oft nur temporären Gewässern.
Nicht minder auffällig sind die Chöre der Kleinen Wasserfrösche (Rana lessonae), die an warmen Tagen auch in der hellen Tageshälfte zu vernehmen sind. Wasserfrösche nutzen im Gegensatz zur Kreuzkröte eher größere besonnte und pflanzenreiche Gewässer. Statt einer kehlständigen Schallblase wie die Kreuzkröte haben Wasserfrösche zwei Schallblasen seitlich am Kopf.
Sind die Frösche und Kröten oftmals schon aufgrund ihrer Rufe zur Fortpflanzungszeit gut zu hören, so trifft dies auf die Molche nicht zu. Daher sind sie erheblich weniger auffällig. Im Orsoyer Rheinbogen wurde der Kammmolch (Triturus cristatus) an zwei kleinen Weihern zufällig entdeckt. Mit dem hohen gezackten Rückenkamm sind die Männchen während der Fortpflanzugszeit imposante Erscheinungen, die vor allem in pflanzenreichen Gewässern anzutreffen sind. Das Weibchen klebt die Eier einzeln an Wasserpflanzen, bei rund 200 Eiern ein mühseliges Geschäft.

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Flachland-Mähwiesen

Foto: Salbei Foto: Tauben-Skabiose Foto: Blumenwiese

Wem geht beim Anblick einer bunten, blumenreichen Wiese nicht das Herz auf? In der heutigen, intensiv genutzten Kulturlandschaft sehen wir aber häufig an Stelle dessen monotones Grünland. Sehr viele Wiesenpflanzen stehen auf der Roten Liste und sind als gefährdet eingestuft. Doch der Kreis Wesel mit seinen vielfältigen Naturräumen hat nach wie vor viel Potenzial für wunderschöne Wiesen-Typen sehr unterschiedlicher Ausprägung. Namengebend für die im Tiefland vorkommenden Wiesen ist der Glatthafer, ein hochwüchsiges Gras, das typischerweise in Wiesen, aber auch an Straßenrändern oder in Säumen wächst. Befindet sich die Weise auf trockenem, basenreichem Boden und herrscht ein gemäßigtes Klima vor, kann sich ein sehr bunter Wiesentyp, die Salbei-Glatthaferwiese ausbilden. Solche Bedingungen finden wir heute fast nur noch an den Deichen entlang des Rheins.
Charakteristische Pflanzen dieses Wiesen-Typs sind der tiefblau leuchtende Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), die kugeligen Köpfe des Kleinen Wiesenknopfs (Sanguisorba minor) und die zarten, rosa bis fliederfarbenen Blüten der Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis) und Tauben-Skabiose (Skabiosa columbaria).

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LIFE12 NAT/DE/000133 Life-Projekt Orsoyer Rheinbogen im Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein

Biologische Station im Kreis Wesel e.V. · Freybergweg 9 · 46483 Wesel
Tel.: 02 81 - 9 62 52 0 · Mail: info(at)bskw.de