Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V.

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Wir engagieren uns für die Natur.


Die Maßnahmen

Anlage von Blänken

Uferschnepfe, Rotschenkel und Co. können nur dort leben, wo sie Nahrung für sich und ihre Jungen in ausreichender Menge finden. Die langen, eher dünnen Schnäbel dieser sogenannten Limikolen oder Watvögel sind dafür gemacht, im Boden zu stochern und schmackhaftes Kleingetier zutage zu fördern. So ist unmittelbar verständlich, dass im trockenen, harten Boden, in festen Steinschüttungen oder gar asphaltierten Bereichen der Schnepfenschnabel kapitulieren muss.
Feuchte, offene und "stocherfähige" Böden sind also essentiell für Wiesenvogellebensräume. Durch die Anlage von Blänken soll nachgeholfen werden, diese wichtigen Voraussetzungen zu schaffen. Dabei ist eine Blänke kein Gewässer, sondern eine flache Mulde, die nur im Frühjahr und Frühsommer, also zur Brutzeit der Wiesenvögel, mit Wasser gefüllt sind oder deren Boden zumindest wassergesättigt ist. Später im Jahr fallen sie meist trocken. Typisches Merkmal ist auch, dass sie in die Grünlandfläche komplett integriert sind und damit auch landwirtschaftlich genutzt werden, in der Regel durch extensive Beweidung. Letzteres ist ganz entscheidend, damit die Blänke nicht verbuscht.

Foto: Eine Blänke wird ausgeschoben Foto: Fertiger Blänkenstandort Foto: Neue Blänke mit Wasser

Insgesamt 17 Blänken wurden in zwei Baubschnitten angelegt. Mit verschiedenen Größen zwischen 900 und 5000 m² haben die Mulden auch variierende Formen. Der ausgehobene Boden wurde an den Rändern zu sehr flachen Verwallungen angeschoben, um dem Geländerelief zusätzliche Strukturvielfalt zu geben und die nach Hochwassern schnell ablaufende Feuchtigkeit länger in der Fläche zu halten. Der Oberboden wurde vor dem Ausschieben entfernt und zum Schluss wieder aufgebracht. Eine Ansaat mit standortgerechtem Grünland sorgt schließlich dafür, dass man wenige Wochen nach Abschluss der Bauarbeiten kaum noch sieht, dass hier einige Tonnen Erde bewegt worden sind. Kein Wunder – sind die Blänken doch nur 20 cm, an wenigen Stellen auch mal bis zu 30 cm tief.

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Anlage von Flachgewässern

Was die Blänke für die Watvögel, ist das Kleingewässer für Enten und Amphibien, nämlich unentbehrlicher Bestandteil ihres Lebensraumes. Knäk-, Löffel- und Schnatterente bauen ihre gut versteckten Nester in der Nähe von solchen Gewässern, auf die sie später ihre Küken führen können. Damit die Gründelenten satt werden, muss das Gewässer unbedingt flache Uferbereiche besitzen. Letzteres benötigen auch die Amphibien: Schließlich möchten sie nicht nur in das Gewässer hinein, sondern auch wieder heraus kommen können, z.B. um ihre Winterlebensräume oder Tagesverstecke, die sich an Land befinden, zu erreichen. Nebenbei entsteht mit den Kleingewässern auch Rückzugsraum für Rheinfische, denn gerade die Jungfische bringen sich gerne bei ablaufendem Hochwasser hierher in Sicherheit; größere, räuberische Artgenossen bleiben lieber im Rheinstrom, statt ihnen in solch flache Gefilde zu folgen.

Foto: Bodenarbeiten zur Anlage von Flächgewässern Foto: Frisch ausgehobenes Gewässer Foto: Die neuen Flächgewässer
Während zwei der Flachgewässer eine Größe von jeweils rund 1500 m² haben, ist die dritte mehr als doppelt so groß. Auch über die Projektlaufzeit hinaus wollen wir durch ein Monitoring verfolgen, wann und wie die Gewässer insbesondere von unseren Zielarten genutzt und besiedelt werden.

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Entwicklung von Flachlandmähwiesen

Was ist eine Flachland-Mähwiese? Ein FFH-Lebensraumtyp, eine bunte Blumenwiese, eine landwirtschaftliche Nutzfläche, eine Bienenweide, ein besonders geschützter Landschaftsbestandteil und – eher selten. Nicht nur einzelne Arten, sondern ganze Lebensraumtypen können auf der Roten Liste stehen – und das tun die Flachland-Mähwiesen: In Nordrhein-Westfalen sind sie "stark gefährdet".
Will man diese Wiesen fördern oder gar neu schaffen, muss man heute nachhelfen. Die erste Wiese wurde auf einem Sommerdeich in Rheinnähe angelegt. Nachdem zunächst durch Öffnen des Oberbodens ein passendes Bett geschaffen worden war, erfolgte die Einsaat der Wiesensaatmischung aus heimischen Wiesenpflanzen. Im Umfeld dieser ersten Einsaaten wurden fünf weitere Einsaatfenster angelegt sowie acht Einsaatfenster an einem zweiten geeigneten Standort innerhalb des Projektgebietes. Insgesamt wurden auf 10,5 ha Gesamtfläche 15.000 m² neu eingesät und 5,5 ha Grünland direkt verbessert. Die floristische Ausstattung von weiteren 6,8 ha zuvor artenarmen Grünlands konnte zusätzlich auf ähnliche Weise verbessert werden.

Foto: Vorbereitetes Saatfenster Foto: Wiesen-Saatgut Foto: Blüte der Tauben-Skabiose
Das Saatgut stammt aus der regionalen Saatgutvermehrung. Die Samen vieler besonderer Arten wurden an ausgewählen Wuchsorten im Kreisgebiet sogar per Hand gesammmelt. Sehr schwer und selten zu gewinnende Samen wurden in Töpfen vorgezogen und die Jungpflanzen sorgfältig im Herbst in die Wiesenentwicklungsfläche eingepflanzt. Mit unseren neu angelegten Wiesen sind wir auch nach Projektende noch weiter beschäftigt. Zur Wiesenanlage gehört nämlich auch, dafür Sorgen zu tragen, dass unerwünschte Konkurrenz nicht Fuß fassen kann. Ziel ist eine gut landwirtschaftlich nutzbare Wiese mit gesundem Heu.

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Grünlandvogelgerechte Bewirtschaftung

Ohne eine sinnvoll angepasste landwirtschaftliche Nutzung des Grünlandes laufen die meisten unserer Maßnahmen ins Leere. Unsere Zielarten unter den Brutvögeln des Grünlandes kommen weder mit ungenutzter, schnell hochwachsender Vegetation noch mit zu intensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden zurecht. Eine zu dichte Vegetation führt nach Niederschlägen oder bei Taubildung zum Durchnässen und Unterkühlen vieler Jungvögel, zudem wird ihre Mobilität durch den Widerstand einer allzu dichten Pflanzendecke eingeschränkt. Eine Mahd wäre aber erst spät möglich, sollen Nester und Küken nicht gefährdet werden.
Eine extensive Beweidung dagegen sorgt für eine passendere "Bearbeitung" des Grünlandes. Die Weidetiere grasen weder so gleichmäßig noch so schnell wie die Mähmaschine, vielmehr entstehen Bereiche unterschiedlich hoher und dichter Vegetation. Auch können Jungvögel den Hufen der Weidetiere ausweichen, während sie den Wettlauf mit der Maschine nur verlieren können.

Foto: Beweidung von Grünland Foto: Wasserbüffel Foto: Pferd auf Weide
Die Grünlandflächen im Projektgebiet werden von Rindern und Pferden beweidet. Neu hinzu gekommen ist die Beweidung mit Wasserbüffeln. Im Rahmen des Projekts wurden sechs dieser interessanten Rinder angeschafft. Die Tiere sind wie geschaffen für das feuchte Grünland. Mit ihrer Vorliebe für Wasser sorgen sie dafür, dass unsere neuen Blänken immer offen bleiben und auch die Gewässerränder nicht zuwuchern – dies ist wichtig für die Grünlandvögel wie Uferschnepfe, Kiebitz und Rotschenkel.

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Hudebeweidung

Flussauen sind fruchtbare Landschaften, in denen Pflanzenarten, die mit regelmäßigen Überflutungen zurecht kommen, üppig gedeihen können. Allen voran sind hier die Weiden zu nennen, die die Weichholzaue beherrschen. Aus einem Weidengebüsch wird innerhalb von 2-3 Jahren ein undurchdringliches Dickicht. Noch vorhandene Graslandbereiche wachsen bald zu und gehen als Lebensraum für Offenlandbewohner verloren, die Struktur verarmt.
Dies soll durch eine Hudebweidung verhindert werden. Durch das Grasen und den Verbiss von Sträuchern kommt Licht in Gebüschbereiche, so dass auch lichtliebende Pflanzenarten eine Chance haben. Mit Einzelbäumen oder Baumgruppen entsteht eine parkähnliche Landschaft. Durch den Tritt der Huftiere entstehen vegetationsarme Stellen, bereits vorhandenes Grasland bleibt erhalten statt zu verbuschen.So können unterschiedlichste Pflanzenarten ihre Nische finden und mit ihnen Tiere zahlreicher Gattungen – von Bodenorganismen und Insekten bis hin zu Vögeln, von Totholzbewohnern bis zu Kleinsäugern.

Foto: Hudebeweidung Foto: Rind auf der Weide Foto: Hudebeweidung mit Rindern
Eine sogenannte Hudebeweidung findet ganzjährig und mit einer sehr geringen Viehdichte statt. Zwar kann die Beweidung wegen der Lage im vom Hochwasser beeinflussten Raum nicht ganzjährig realisiert werden, doch erwarten wir auch durch eine jährliche Weideperiode von April bis November positive Effekte.

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Teilentsiegelung einer ehemaligen NATO-Straße

An vielen Flüssen Deutschlands gibt es die in den 1980er und 1990er Jahren angelegten, volkstümlich als "NATO-Rampen" bezeichneten Ersatzübergänge, zu denen breite, befestigte "Panzerstraßen" führen. Auch im Projektgebiet befindet sich ein solcher Übergang.
Wie an vielen vergleichbaren Stellen sorgt diese Struktur für einen bequemen aber unerwünschten Zugang in empfindliche Schutzbereiche, die nicht betreten werden dürfen. Im Maßnahmenkonzept Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein, das unserer Projektplanung zugrunde liegt, wird deshalb der Rückbau der "Panzerstraßen" als notwendige Maßnahme zur Beruhigung der sensiblen Bereiche angeführt.

Foto: Panzerstraße Foto: Entsiegelte Panzerstraße Foto: Entsiegelte Panzerstraße
So wurde von einem Teilstück die obere, plattierte Schicht abgetragen. Die so entstehende wannenartige Struktur wird bei Hochwasser überspült und mit Sedimenten gefüllt. Diese nährstoffreichen, schlammigen Sedimente werden von Stauden und Gräsern spontan besiedelt, wodurch sich ein nasser röhrichtartiger Hochstaudensaum (FFH-Lebensraumtyp 6430) bilden wird. Ganz von selbst werden sich die noch verbliebenen Straßenabschnitte dann, sobald sie nicht mehr benutzt werden, zu einem flachgründigen röhrichtartigen Hochstaudenstreifen mit zusätzlicher ökologischer Funktion und Wertigkeit entwickeln.

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Optimierung von Gewässerufern

Wer bereits im Kapitel über die Blänken gelesen hat, wird vielleicht schon ahnen, warum an dem altarmähnlichen Stillgewässer in unserem Projektgebiet Büsche, Bäume und dichte Staudenbestände fehl am Platze sind – Uferschnepfe, Rotschenkel und Kiebitz heißen nicht umsonst Wiesenvögel!
Das flache Gewässer erfreut sich wachsender Beliebtheit als Brut- und Rastplatz für Limikolen und Enten. Doch durch Samenanflug hatte hier Weiden- und Pappelaufwuchs Fuß gefasst und sich ausgebreitet. Hätten wir nicht gehandelt, wäre in kurzer Zeit der Zugang zum Ufer durch Gebüsche verstellt gewesen und die genannten Arten hätten dem Gewässer den Rücken gekehrt.

Foto: Verbuschte Uferbereiche Foto: Freigestellt Gewässerufer Foto: Uferschnepfen
Die Maßnahme wurde in 3 Teilbereichen mit einer Gesamtfläche von 3 ha umgesetzt. Dabei handelte es sich vor allem um Pappel- und Weidenjungwuchs, der bodennah herunter geschnitten und entfernt wurde. Das Freistellen der Ufer war gleichzeitig Vorbereitung für eine weitere unserer Maßnahmen und macht letztlich dadurch erst Sinn: Die Einführung einer grünlandvogelgerechten Bewirtschaftung, die auch die Uferbereiche einbezieht, wird verhindern, dass unerwünschter Aufwuchs erneut Fuß fassen kann. Von der Maßnahme profiteren nicht nur die Wat- und Wiesenvögel, sondern auch die amphibischen Bewohner: Der Weg ins Laichgewässer ist für Molch und Co. wieder frei!

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LIFE12 NAT/DE/000133 Life-Projekt Orsoyer Rheinbogen im Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein

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Tel.: 02 81 - 9 62 52 0 · Mail: info(at)bskw.de