Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V.

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Kulturbegleiter seit der Steinzeit: Klatschmohn

Foto: Klatschmohnpflanze Eine unserer farbenprächtigsten und wohl auch bekanntesten Wildpflanzen ist der Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas). Dort, wo die auch "Kornrose" genannte Pflanze günstige Wuchsbedingungen vorfindet, bildet sie unübersehbare Blütenmeere – oft zusammen mit Kamille. Auch entlang der linksrheinischen Auffahrt zur neuen Rheinbrücke in Wesel war nach der Bauphase ein solches Meer zu bewundern. So mancher Auto- oder Radfahrer wird sich gefragt haben: Wo kommt diese Pracht so plötzlich her? Im Zuge des Neubaus dieses Straßenabschnitts war viel offene Fläche entstanden, wo vorher eine dichte Vegetationsschicht den Boden bedeckte. So entstand Raum für Pionierpflanzen, die solche offenen Bereiche als erste besiedeln. Auch der Klatschmohn fand hier vor, was er braucht: Als Lichtkeimer benötigt er offenen Boden. Durch das Sonnenlicht des Frühjahrs angeregt, keimte hier Samen, der noch im Boden vorhanden war und nun seine Chance gekommen sah. Wärme, reichlich Nährstoffe und das Fehlen von Herbiziden sorgten dann dafür, dass die Pioniere Klatschmohn und Co. aufblühen konnten.

Früher waren Äcker nach dem Pflügen im Frühjahr geeignete Wuchsorte für den Mohn. Sie wären es noch heute, wenn nicht reineres Saatgut und der Einsatz von Herbiziden dafür Sorge trüge, dass nur die Pflanzen auf dem Acker gedeihen können, die vom Bauern gesät wurden. Dabei ist der Mohn, der seinen Ursprung im Mittelmeerraum hat, überhaupt erst mit dem Getreide zu uns gekommen, was bereits in der Jungsteinzeit (in Mitteleuropa ca. 5.500 v.Chr.) geschah.

Foto: Klatschmohn-Blüte Foto: Klatschmohn mit Kornblumen Foto: Klatschmohnbestand in Ackerbrache

Für einen schönen Sommerstrauß in der Vase ist der Mohn leider nicht geeignet. Die einzelne Blüte lebt auch auf dem Feld nur 1-2 Tage. Dafür werden laufend neue Blüten gebildet, so dass uns der Mohn von Mai bis Ende Juli mit seiner Farbenpracht erfreut. Nebenbei wird die spektakuläre Anzahl von 2,5 Millionen Pollenkörnern pro Blüte produziert! Die Blütenkronblätter wurden übrigens früher zur Herstellung von roter Tinte benutzt.

Foto: Samenkapsel des KlatschmohnsEine viel populärere Nutzung bezieht sich aber auf die Samen des Mohns. Allerdings ist der Rohstoff-Lieferant für Mohnbrötchen und -strudel sowie für Mohnöl der rosa blühende Bruder des Klatsch-Mohns, der Schlaf-Mohn (Papaver somniferum). Der Ölreichtum ist typisch für Samen mit Windverbreitung, da Öle bzw. Fette bei gleicher Energiemenge ein deutlich geringeres Gewicht haben, als z.B. Kohlehydrate. So kann der Nachwuchs weit fliegen und hat trotzdem genügend Energie für die Keimung im Gepäck.

Der im Milchsaft des Schlafmohns enthaltene Cocktail aus Alkaloiden ist als Opium bekannt und wird aus unreifen Samenkapseln gewonnen. Das Morphin als eins der insgesamt 40 Alkaloide ist im Klatsch-Mohn allerdings nicht enthalten, insgesamt ist die Zusammensetzung der Alkaloide anders als beim Schlafmohn. Die Samen selber enthalten auch beim Schlafmohn nur geringste, gesundheitlich unbedenkliche Mengen Morphin. Vor dem Genuss von Mohnkuchen muss also keiner zurück schrecken. Sollen doch gar die Römer Mohn als geeignetes Schlaf- und Beruhigungsmittel für ihre Kleinkinder angesehen haben: Sie mischten seinen Sud in den Brei (daher der Name Papaver von „papa“=Brei)...

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