... dann wird unsere Region ein Stück weit ärmer! Zugegebenermaßen werden wir den Teufel schon nicht vermissen, wenn er denn der niederrheinischen Landschaft keinen Besuch mehr abstatten würde. Nun aber: "Wo soll der Teufel denn wohl, zum Satan nochmal, reinbeißen?" Natürlich in eine Heilpflanze, deren wohltuende Wirkung gegen Steinleiden er den Menschen nicht gönnt. Und als Bewohner des Erdinnern gelangt der Teufel am leichtesten an die Wurzel, welche er von unten her abbeißt. Morsus Diaboli, der Biss des Teufels oder der Teufelsabbiss - so wird die Pflanze genannt, weil ihre Wurzel am unteren Ende wie abgebissen erscheint. Der Botaniker spricht von Succisa pratensis: Succisa = die unten Abgeschnittene, pratensis = auf der Wiese wachsend.
Der Teufelsabbiss gehört zur Familie der Kardengewächse. Deren Vertreter zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Blüten in köpfchenartigen Blütenständen (Scheinblüten) zusammengefasst sind. Der Teufelsabbiss, dessen ältere Teile des Wurzelstocks absterben, trägt blauviolette Blüten in Köpfchen von ca. 2,5 cm Durchmesser. Durch die Blütezeit vom Hochsommer bis in den Oktober hinein stellen die Blütenköpfchen besonders attraktive Nektarlieferanten für die Insekten im Herbst dar.
Ökologisch ist der Teufelsabbiss eine Pflanze der Mangelstandorte: sie besitzt ihren standörtlichen Schwerpunkt in Magerrasen und mageren Wirtschaftswiesen, deren Wasserhaushalt sich oft durch Wechselfeuchte auszeichnet. Mehrfachnutzung und Düngung unter Förderung hochwüchsiger Konkurrenzpflanzen führt zur raschen Verdrängung von Succisa pratensis. So verwundert es nicht, dass der Teufelsabbiss in unserer "verfetteten" Landschaft auf wenige Restflächen zurückgedrängt wurde. Im Niederrheinischen Tiefland gibt es keine 15 Vorkommen mehr. Der Schwerpunkt befindet dabei im östlichen Kreis Wesel. Damit fällt dem Kreis Wesel eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Pflanzenart im Niederrheinischen Tiefland zu.
Die selten mehr als ein halbes Dutzend Exemplare aufweisenden Restbestände findet man auf Wegrändern und an Grabenböschungen in den ehemaligen Heidegebieten. Aber auch diese Standorte sind durch diffuse Nährstoffeinträge einer schleichenden Umwandlung unterworfen, so dass es wohl kaum mehr als ein Jahrzehnt braucht, bis die Art in unserer Region ausgestorben sein wird, wenn nicht umgehend Gegenmaßnahmen getroffen werden
Seit vielen Jahren bemüht sich die Biologische Station um die Erhaltung der letzten Vorkommen des Teufelabbisses im Kreis Wesel und um die Ansiedlung der Art auf geeigneten Flächen in den Schutzgebieten aus heimischen Samenmaterial.
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